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Fahco Labuel und Che Guitare im Interview

 

Gespräch mit Fahco Labuel und Che Guitare vom 17.7.2013.

 

Das Gespräch führte Harald Edgar Puempel (H.E.P.).


H.E.P.: Ihr beschreibt euch als Mischung aus einer Musikcombo und einem Musikprojekt. Was vom beiden seid ihr denn mehr?

Che: Ich denke, der Begriff „Band" ist überholt. Für Jüngere hört er sich an, wie für uns früher der Begriff „Orchester“.

Fahco: Ich finde, der Begriff „Musikprojekt“ ist einfach umfassender.


H.E.P.: Weshalb legt ihr dennoch darauf Wert, auch als „Combo“ oder „Band“ aufgefasst zu werden?

Fahco: Weil wir auch live auftreten und wir dann vieles manuell, also wirklich richtig live spielen. Es gibt ja von uns dabei dann auch viele Gitarrenparts und richtige Songs. "Combo" klingt schon fast nostalgisch und enthält in diesem Kontext eine subtile Ironie.


H.E.P: Fahco, Dich sieht man aber als Mitglied der Combo, also bei Live-Gigs eigentlich nie?

Fahco: Ich nutze moderne Kommunikationstechnologie und kann mich deshalb sehr gut im Hintergrund halten.

Che: Würden wir uns nur als Musikprojekt bezeichnen, könnte man uns für irgendeinen Techno-Act halten.


H.E.P.: Mögt ihr denn Techno nicht?

Fahco: Also, ich mag jedenfalls Techno-Pop.

Che: Mir gefällt der Begriff "Techno" nicht so sehr. Im Bereich elektronischer Musik gibt es viele interessante Entwicklungen. Die kann man nur teilweise dem Bereich Techno zuordnen.


H.E.P.: Aber eure Musik, ich denke dabei jetzt vor allem an eure Studioproduktionen, entsteht in ähnlicher Weise, wie Techno?

Che: Abgesehen von meiner damaligen Mitgliedschaft in einer Schülerband habe ich eigentlich immer nur bei Musikprojekten mitgemacht. Technik und Elektronik spielte dabei von Anfang an eine Rolle, noch lange bevor der Begriff Techno geprägt wurde.


H.E.P.: Denkst Du dabei an Krautrock?

Che: Auch "Krautrock" ist eine sehr unklare Bezeichnung, die erst viel später Verbreitung fand, wenn es darum ging, deutsche experimentelle Bands und Musikprojekte der 1970er Jahre begrifflich zusammenzufassen.


H.E.P.: Auch im Zusammenhang mit Krautrock sprichst Du jetzt überraschenderweise von Musikprojekten?

Che: Ja, damals hat innerhalb der vom Fluxus geprägten elektronischen und experimentellen Musikszene eigentlich fast jeder mal mit jedem irgendwelche Projekte gemacht. Die Leute waren also oft nicht nur mit ihrer Musik, sondern auch in der Organisation der Produktion und Darbietung ihrer Zeit weit voraus.


H.E.P: Du meinst Bands, wie zum Beispiel Kraftwerk, Harmonia, Neu! und Cluster?

Che: Ja, damit hast Du ein paar genannt, bei denen der zuvor klare Begriff von einer festen Band einen Wandel in Richtung wechselnder Konstellationen erfuhr. Bei einigen Bands wechselten die Aufgaben der Musiker von Stück zu Stück und man verließ die bislang zumeist festgeschriebenen Rollen, wie zum Beispiel die eines Rhythmusgitarristen. Oft wechselten demzufolge mit Blick auf das musikalische Ziel auch die Besetzungen.


H.E.P.: Solche Bands sind eure Haupteinflüsse?

Fahco: Mein Haupteinfluss ist die Musik von Kraftwerk. Andere irdische Musik muss ich mir von Che zunächst immer erklären lassen.


H.E.P.: Ach ja, Du sagtst ja, Du wärst ein Außerirdischer. Unglaublich - Hand aufs Herz, stimmt das denn wirklich?

Fahco: Ja, ich fühle mich als Außerirdischer, also stimmt es.

Che: Für mich gibt es keine Haupteinflüsse. Vieles hat mich geprägt und inspiriert. Und es kommen immer wieder neue Einflüsse hinzu.


H.E.P.: Also auch neuere Produktionen?

Che: Selbstverständlich. Aber mit seinen Einflüssen zu kokettieren, halte ich immer für problematisch. Viele jüngere Bands geben Bands wie z.B. Neu! als Einfluss an, ohne dass sich das wirklich in ihrer Musik wiederspiegelt.


H.E.P.: Vielleicht, weil in Wirklichkeit David Bowie ihr Idol ist?

Che: Du meinst, weil Heroes durch den Song Hero von Neu! inspiriert sein soll? Mag durchaus sein, dass das dahintersteckt.


H.E.P.: Wie müsste denn Musik klingen, bei der man Einflüsse von Neu! wirklich deutlich heraushört?

Che: Hör Dir mal B/W von Haldolium an.

Fahco: Da hört man aber auch Einflüsse von Kraftwerk.


H.E.P.: Sorry, ich weiß, als Interviewer sollte man sowas besser nicht zugeben. Ich kenne sehr viel Musik, aber das ist mir gänzlich unbekannt.

Che: Ist doch nicht weiter schlimm. Es gibt heute so viel. Alles kann man gar nicht kennen.


H.E.P.: Fällt euch irgend ein einzelner neuerer Musiktitel ein, der euch besonders beeindruckt?

Fahco: Außer Kraftwerk höre ich nur unsere eigene Musik.

Che: Mir fällt auf die Frage spontan Heavyweight von Infected Mushroom ein. Eine sehr kreative Aufnahme mit recht unterschiedlichen Einflüssen.


H.E.P.: Und ein älterer Musiktitel?

Che: Still I‘m Sad in der Coverversion von Boney M . Selten, dass Coverversionen die Klasse des Vorbilds so übertreffen. Der Song ist von Frank Farian erstklassig produziert und Liz Mitchell hat ihn einfach wundervoll gesungen.


H.E.P.: Ich merke schon, über eure Einflüsse und Richtung kriege ich so nichts heraus. Eure Musik klingt ja zum Teil auch ziemlich verschieden. Mag es sein, dass ihr deshalb kommerziell ohne Erfolg seid, weil ihr damit euer Publikum ständig verunsichert?

Che: Von der Seite habe ich es noch gar nicht betrachtet. Ich denke eher, dass das daran liegt, weil wir am kommerziellen Erfolg gar nicht so sehr interessiert sind. Für uns steht der Spaß am Musikmachen im Mittelpunkt und dabei denke ich, dass wir unseren ganz eigenen Stil gefunden haben.


H.E.P.: Du sagtest eben, dass Coverversionen die Klasse ihrer Vorbilder nur selten übertreffen. Ihr bringt überhaupt keine Cover-Songs?

Che: Abgesehen von einigen spaßigen Bearbeitungen von Traditionals und Kinderliedern nicht.


H.E.P.: Weshalb nicht?

Che: Zum einen, weil zu viele eigene Ideen da sind, die auf ihre Umsetzung warten. Zum anderen entzaubert man die Songs beim Nachspielen. Die Motivation, etwas nachzuspielen, weil es einem gefällt führt dann allzuleicht dazu, dass man den Song irgendwann nicht mehr hören mag, man macht ihn für sich selbst regelrecht kaputt.


H.E.P.: Früher habt ihr mit selbstkonstruierten Verstärkern und Effektgeräten und mit selbstprogrammierter Software Musik gemacht?

Che: Ja, das gehörte zu unserem Konzept. Wir haben immer Musik gemacht, bei der die Instrumente und Geräte auch für in unserer Gesellschaft von Armut betroffene Menschen prinzipiell nicht vollkommen unerreichbar sind. Mit billigen Elektrogitarren, selbstgebauten Effekten, alten Computern und kostenloser Freeware kann man heutzutage Sachen machen, wovon Profis vor einigen Jahren nicht einmal zu träumen wagten.


H.E.P.: Wie teuer ist aus Deiner Sicht eine billige E-Gitarre?

Che: Ich würde sagen, so 60 bis 120 Euro.


H.E.P: Und Du spielst wirklich keine teurere Gitarre?

Che: Weder auf den Aufnahmen noch bei Live-Auftritten, die unter dem Namen Musikmaschine laufen. In der Verwendung besonders billiger Instrumente und Produktionsmittel steckt eine künstlerische und auch eine politische Aussage.


H.E.P: Welche politische Aussage?

Che: Wir wollen keine Elite sein, die sich Mitteln bedient, die anderen nicht zur Verfügung stehen. Außerdem konzentriert sich unsere Musik auf die jeweils dahinterstehende Idee. Die Kunst besteht dann darin, diese dann zum Teil auch mit allgemein als dafür ungeeignet angesehenen Mitteln umzusetzen. Auch erfordert es oft ein hohes Maß an Kreativität, einen gegebenenfalls notwendigen Work-Around zu finden.


H.E.P.: Und Fahco, Dein 16-Ton-Instrument, ist das keine teure Spezialanfertigung, die damit eigentlich gar nicht in dieses Konzept passt?

Fahco: Che half mir dabei, jenes von meinem Heimatplaneten stammende Musikinstrumente nach den in meinem Kopf vorhandenen Schaltplänen zu rekonstruieren.


H.E.P.: Also auch wieder ein Selbstbau?

Che: Ja.


H.E.P.: Eigentlich hört man bei euren Aufnahmen sehr wenig Gitarre, oder täuscht das?

Che: Zum Teil täuscht das wohl, weil meine Gitarre durch die benutzten Effekte oft ziemlich elektronisch klingt. Aber live setzen wir auch mehr konventionelle Gitarrensounds ein. Außerdem arbeiten wir derzeit an diversen Aufnahmen, bei denen solche Gitarrensounds wieder mehr in den Vordergrund rücken.


H.E.P.: Lassen wir uns überraschen, was man von euch in nächster Zeit noch so zu hören bekommt. Fahco und Che, ich danke euch für dieses Interview!



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